Neuromarketing-Workshop Teil 3: Ist Ihre Webseite auch so ein Zombie?

© Steve Young

Zombies sind “Individuen, die man künstlich in einen Scheintodzustand versetzt, beerdigt und dann wieder ausgegraben hat.”  (Michel Leiris, französischer Ethnologe)

Wenn man in dieser Definition das Wort “Individuen” durch das Wort “Webseiten” ersetzt, hat man eine schöne Beschreibung für eine Unmenge an Internetseiten, die scheinbar tot durch World Wide Web geistern. Sie sind zwar irgendwie da aber nicht wirklich lebendig. Scheintot eben.

Hier sind nicht die vielen veralteten, ungepflegten oder vergessenen Webseitenruinen, letzte Zeugnisse längst vergangener Existenzgründerträume, gemeint, sondern ganz normale, aktive Webseiten von Menschen oder Unternehmen, die darüber ihre aktuellen Geschäfte abwickeln: Kunden gewinnen wollen, Produkte verkaufen oder auch nur ihr Image pflegen. Webseiten, an und mit denen täglich gearbeitet wird.

Die aber aussehen, als wären sie Zombies! Nicht tot, aber auch nicht lebendig. Sie sind zwar da, man kann sie aufrufen, anschauen, anklicken, aber man fühlt kein Leben in ihnen. Keine Farbe, keine Wärme, keine Emotionen.

Jetzt werden Sie vielleicht abwinken mit dem Argument: “Das sind ja auch nur digitale Produkte. Sichtbar gemachter Programmcode. Lauter Nullen und Einsen in einer bestimmten Reihenfolge. Nichts weiter. Die können gar nicht lebendig sein. Das sind doch keine Lebewesen!”

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Natürlich sind sie keine wirklichen Lebewesen, wie Menschen, Tiere oder Pflanzen. Webseiten sind und bleiben künstliche Produkte. Aber sie können sehr wohl lebendig sein! Sie können den Besucher ansprechen, Emotionen wecken, zu Handlungen bewegen, zu Taten inspirieren und natürlich auch zum Kaufen und Geld ausgeben.

Und diese Kommunikation ist keineswegs nur einseitig von Webseite zu Besucher. Wenn ich Ihnen jetzt sage, dass Webseiten fühlen können, lachen Sie mich vielleicht aus, aber das ist kein Witz. Ich meine das völlig ernst!

Und wie kommuniziert Ihre Website mit Ihren Besuchern ?

Warum Besucher (Menschen) beim Anblick von Webseiten reagieren, sei es mit Freude, Interesse, Ärger oder Flucht, ist meist gut nachvollziehbar. Jeder Internetnutzer braucht sich nur einmal selbst zu beobachten. Aber umgekehrt? Was wäre, wenn Webseiten ihrerseits auf einen Besucher reagieren würden? Das wäre doch gar nicht schlecht, oder?

Wieso wäre? Machen sie doch längst. Bereits in dem Augenblick, wenn Sie einen Link anklicken, reagiert eine Website (im Idealfall auf die Erwartung des Benutzers). Es gibt keine Webseite, die nicht reagiert. Auch wenn Sie keinen Link oder Button zum Klicken finden, ist das eine, wenn auch ziemlich kalte Reaktion auf ihre Anwesenheit, denn es gibt keine Webseite, die geschaffen wurde, um nicht besucht zu werden. Vielleicht könnte man eine solche “Nichtreaktion” übersetzen mit: “Verschwinde! Lass mich in Ruhe! Such woanders! Hier gibt es nichts zu entdecken! Hau ab! Wir wollen Dich nicht!” Eigentlich eine ziemlich harte Reaktion, oder? Aber auch eine klare Kommunikation.

© Dooder – Fotolia.com

Solche total abweisenden Webseiten sind tatsächlich eine echte Ausnahme. Die allermeisten Webseiten dagegen reagieren dann doch, wenn ein Besucher einen Button, einen Link oder das Scrollrädchen bedient. Aber auch deren Botschaften können lauten:

“Haben wir nicht”, “Keine Ahnung”, “Bist Du doof?”, “Weiß ich nicht”, “Such doch selbst”, “Hier bist Du völlig falsch”, “Interessiert mich nicht, was Du willst”, “Ich bestimme, wie es weitergeht!”, “Lass uns Verstecken spielen”, “Was gehn mich diese nervigen Kunden an”,

Solche Reaktionen sind nicht wirklich besser als gar keine Reaktion. Sie können es sogar noch viel schlimmer machen, wenn sich der Besucher, statt gar nicht beachtet, sogar verschaukelt oder gar vorgeführt vorkommt. Sie glauben, dass ist jetzt doch ein wenig zu weit hergeholt? Dann erinnern Sie sich einmal an das letzte Mal, als sie sich über eine Webseite so richtig geärgert haben.

  • Vielleicht, weil Links ins Leere oder an völlig falsche Ziele führten,

  • Das Webdesign oder die Marketing-Sprüche Sie förmlich anschrien

  • oder sie sich als Kunde einfach ignoriert fühlten, weil Programmierer oder Webdesigner völlig am Besucher vorbei optimiert haben

  • Ihnen immer wieder Informationen ins Auge gedrängt wurden, die Sie gar nicht haben wollten

  • dagegen interessante Informationen einfach nicht zu finden waren, weil

  • die Suchfunktion nur Schrott produzierte.

  • Sie sich fühlten sich wie bei der Ostereiersuche, weil die Navigation völlig wirr und verschachtelt ist

  • oder weil einfache, von allen anderen Webseiten bekannte und gewohnte Funktionen wie die Newsletter-Anmeldung oder der Klick zurück zur Startseite hinter “ganz tollen, individuellen, einzigartigen, nie zuvor dagewesenen Design-Lösungen” versteckt wurden

  • Sie selbst beim Verlassen der Seite noch mit billigen Angeboten  verfolgt wurden

  • obwohl sie einfach nur noch weg wollten.

Merken Sie, welche Emotionen schon eine ganz normale Webseite aussenden kann? Sie kennen doch bestimmt selbst solche Momente, in denen Sie den Programmierer oder die Verantwortlichen einer Webseite zum Teufel gewünscht haben. Oft spricht man dass dann auch deutlich aus. Nur leider hört es der Verantwortliche nicht. Wie gut hören Sie eigentlich Ihren Besuchern zu? :-)

Aber um bei unserem Zombievergleich zu bleiben: Würden Sie jetzt auch noch sagen, eine Webseite kann nicht lebendig sein? Es ist ihr Schicksal wie ein Scheintoter durch das Web zu geistern?

Wohl nicht, denn Webseiten können agieren und reagieren. Sie können Gefühle auslösen und sie können sogar welche spüren! Zum Beispiel Unsicherheit. Wenn ein Besucher länger zwischen wenigen Seiten hin und her klickt, dann scheint er etwas zu suchen aber nicht zu finden. Pendelt er zwischen verschiedenen Produktseiten, sucht er höchstwahrscheinlich Argumente für oder gegen eine Kaufentscheidung. Klickt er vergleichsweise häufig auf Ihre Impressums-, Kontakt- und/oder “Über mich/uns”-Seiten, dann sucht er Vertrauen!

Das sich ein solcher Pendel-Klicker hin und wieder auf ihre Webseite verirrt, ist ganz normal und noch kein Grund sich Sorgen zu machen. Es gibt eben Menschen, die sich nur schwer entscheiden können oder lange brauchen, um Vertrauen zu fassen. Ein Problem wird es erst dann, wenn eine größere Anzahl von Besuchern ein solches Verhalten zeigen. Dann liegt das nämlich nicht mehr am einzelnen Besucher als menschlichem Wesen, sondern an ihrer Webseite! An Ihnen!

Eine ganz klare Botschaft ist es zum Beispiel, wenn Besucher Ihrer Seite sofort wieder den Rücken kehren. Die Flucht ergreifen. Hier haben Sie noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.

Sie sehen, auch Webseitendaten verraten einem genauen Beobachter einiges über die Gefühle eines oder auch vieler Besucher. Webseiten können fühlen! Wenn wir unsere Webseite jetzt noch dazu bringen, auf diese Signale zu reagieren, dann fängt unsere Seite tatsächlich an lebendig zu werden. Aber wir müssen ja nicht erst warten, bis jemand verunsichert, verärgert oder enttäuscht die Flucht ergreift. Besser ist es natürlich, wir lassen solche negativen Gefühle erst gar nicht aufkommen. Dann reicht es aber nicht mehr, wenn unsere Webseite nur reagiert. Dazu muss sie selbst sie selbst agieren, die Initiative ergreifen, die (Besucher-) Führung übernehmen.

Dazu müssen wir bei unserem Besuchern positive Emotionen wecken. Interesse, Vertrauen und auch Kaufentscheidungen sind, wie alle Entscheidungen zu 100 Prozent emotional (siehe auch “Neuromarketing-Workshop Teil 1: Wie man billige Produkte für teures Geld verkauft). Ohne ein gutes Gefühl läuft hier gar nichts. Nur, wie macht man das? Wie bringt man Besucher dazu, sich wohlzufühlen?

An diesem Punkt lasse ich die Theorie einmal beiseite, denn: Grau ist alle Theorie! Ich kann hier viel schreiben. Besser kann man es anhand praktischer Beispiele verdeutlichen. Dazu werde ich Ihnen in den nächsten Teilen aktuelle Kunden-Projekte vorstellen. Achten Sie auf meine Newsletter!

Hinweis: Dieser Blogartikel ist  Teil des Netzreseller-Workshops “Neuromarketing – Erfolgreich im Internet verkaufen”. Die vollständigen 3 Teile  finden Sie im Netzreseller-Mitgliederbereich. Wenn Sie bereits registriert sind, klicken Sie hier, um sich einzuloggen. Wenn Sie noch nicht registriert sind, können Sie sich über diesen Link kostenlos registrieren und sofort Zugang erhalten (zu diesem sowie weiteren Workshop-Inhalten).

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Kommentare

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  1. Frau Christiansen, ich kann nicht nachvollziehen, wieso viele Menschen sich offenbar sich durch diesen Beitrag bzw. die zugehörige E-Mail-Kampagne angegriffen fühlten. Ich finde das ein ernstes Thema und finde es gut, dass Sie es ansprechen.

  2. Ich finde es wichtig, dass diese Inhalte immer wieder erwähnt werden. Und wenn man schon viele Webseiten besucht hat, weiß man ja aus eigener leidvoller Erfahrung, dass oft selbst die ganz grossen noch viel Nachholbedarf haben, was die Usability und die Lebendigkeit ihrer Webseiten betrifft…

    Vor allem aber ein Kompliment an den erfrischenden Schreibstil :) Es macht echt Spass, hier zu lesen und sich mit den Themen auseinander zu setzen. Und man merkt, da schreibt jemand mit Spass an der Sache und nicht nur, weil er jetzt zwingend nen Artikel über SEO und Webmarketing verfassen muss…

    Weiterhin viel Erfolg und freundliche Grüsse

    Peter

  3. Dass Webseiten gewissermaßen Emotionen auf die Besucher ausstrahlen können, ist ein interessanter und eigentlich auch nicht zu ignorierender Effekt. Jetzt interpretiere ich auch die (vielen) Klicks auf das Impressum bzw. die „über mich“ Seite anders :-)

  4. Hallo,
    Sehr guter Beitrag!

    Heutzutage ist eine Webseite schnell kreiert, doch die richtigen Voraussetzungen fehlen oft nach dem Motto :“ hier ist das Produkt, kaufen und zahlen“!, Solche Seiten klicke ich einfach schnell weg, sie interessieren mich einfach nicht.

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