Was bringt das neue Jahr? Trends, Prognosen und Ausblick auf 2030

Ich kann mich noch gut an Silvester 2019 erinnern. Wir alle dachten 2020 würde ein Superjahr werden, allein schon, weil die Zahlen sich so harmonisch “anfühlten”: 2020. Das kann doch nur gut werden. Ja, so kann man sich irren!

Ich möchte jetzt aber nicht in das Wehklagen über 2020 einstimmen, nicht zurückblicken. Es war ein Jahr mit gewaltigen Auswirkungen auf das Leben von uns allen. Aber, ich glaube auch, dass war nur der ziemlich chaotische Anfang eines großen Umbruchs. Die Welt ist dabei sich fundamental zu verändern. Eine solche Veränderung ist immer ein längerer Prozess. Dieser Prozess hat schon vor einiger Zeit begonnen, aber eher schleichend, so dass wir die Bedeutung von vielem von dem, was auf uns zukommt, noch gar nicht richtig bemerkt haben.

Ich möchte an dieser Stelle einmal einen kurzen Ausblick wagen, nicht nur auf das nächste Jahr, sondern das ganze Jahrzehnt.

Auch wenn einiges von dem unser Leben nicht sofort nachhaltig beeinflussen wird, unser Geschäft sollten wir möglichst schnell und nachhaltig fit machen für 2030!

2020 hat gezeigt, dass unvorhergesehene Ereignisse manche Dinge enorm beschleunigen können, zum Guten aber auch zum Schlechten. Ein Beispiel sind das Ladensterben und die damit verbundene Verödung unserer Innenstädte. Den Trend zum Onlinehandel gibt es schon seit es das Internet gibt. Was klein in einigen Nischen, wie dem Buchhandel, anfing, wurde immer mehr zum Mittelpunkt unseres (Shopping-)Alltags.

Buchhändler gab es an jeder Straßenecke. Amazon dagegen kam aus dem Nichts – und ist jetzt mit Abstand größter Händler der Welt, nicht nur der Onlinewelt. Und wann haben viele Buchhändler angefangen sich zu fragen, wie sie Onlinekunden für ihre Ladengeschäfte generieren könnten? Erst als sie durch die Lockdowns dazu gezwungen wurden. Gleiches gilt für viele andere Branchen. Viele Händler, Gastronomen, Soloselbstständige, Dienstleister, Trainer, Coaches, Berater, usw. haben ewig nicht auf die langsamen Veränderungen reagiert – und wurden durch die Krise schmerzhaft in die neue Realität (und oft gleich ganz aus dem Geschäft) katapultiert.

Für 2021 wird vom Handelsverband Deutschland (HDE) eine wahre Insolvenzwelle “für bis zu 50.000 Geschäfte” befürchtet. Viele Händler versuchten zwar “zur Zeit im Internet ein zweites Standbein aufzubauen, aber das ist enorm schwierig.” Die größte Schwierigkeit für einen Händler sei es im Internet überhaupt gefunden zu werden. “Für einen Mittelständler sei es eine große Herausforderung, im Wettlauf mit den großen Anbietern überhaupt zur Kenntnis genommen zu werden.”

Wer mit dem Internet-Marketing ein wenig vertraut ist, weiß, dass das ganz schlechte Voraussetzungen sind, um schnell erfolgreich zu werden. Jahrzehntelange Versäumnisse lassen sich, gerade im Internet mit seiner rasanten Innovationsgeschwindigkeit, nicht in ein paar Monaten aufholen. Es sei denn, man investiert eine Menge Geld in Google- und/oder Facebook-Werbung. Das aber werden sich nur noch die wenigsten leisten können.

Dazu kommt, dass sich schon jetzt weitere fundamentale Veränderungen am Horizont andeuten, gerade auch im Bereich Online-Werbung und Kundenbindung. Nicht nur die Preise für Werbeanzeigen bei Google und Facebook werden weiter steigen, wenn immer mehr (verzweifelte) Händler online werben. Auch die Effizienz solcher Werbung wird weiter abnehmen, ganz einfach, weil einerseits das Vertrauen in die Tech-Riesen weiter sinken wird und andererseits von Seiten der EU und neuerdings auch aus den USA selbst die Stimmen immer lauter werden, die Giganten, wenn nicht sogar ganz zu zerschlagen, sie zumindest strenger zu reglementieren.

Bei dem Versuch, dies noch zu verhindern und sich einen vertrauenswürdigeren Anstrich zu verpassen, wenden Google, Facebook, eBay und Co. immer restriktivere Zensurmethoden an. Sämtliche Meinungen, die nicht in den politisch genehmen Konsens passen, werden zunehmend herausgefiltert. Das kann nicht nur provokante Privatpersonen treffen, sondern jeden von uns. Immer öfter werden Händler aus heiterem Himmel, oft aus nicht nachvollziehbaren Gründen, mal eben gesperrt oder von der Plattform geworfen. Wer sein komplettes Marketing auf diese Plattformen aufgebaut hat, steht wortwörtlich über Nacht vor dem Nichts.

Es ist meiner Meinung nach deshalb ein großer strategischer Fehler sich zu sehr auf Google, Facebook, eBay und/oder Amazon zu verlassen. Klar, bei der Marktmacht kommt man oft nicht einfach an ihnen vorbei, man muss sie zwangsläufig nutzen aber man sollte sich nicht komplett von ihnen abhängig machen.

Nur die eigene E-Mail-Liste und/oder das eigene Netzwerk (Community, Mitgliederbereich) machen einen absolut unabhängig von irgendeinem mächtigen Dritten, der einem so mir nichts, dir nichts, den (Kunden-)Strom abschalten kann.

Die Menschen haben nicht das Bedürfnis verloren, online miteinander zu kommunizieren. Das Gegenteil ist der Fall. Aber sie haben es satt, sich von ein, zwei Monopolisten bevormunden und schamlos ausspionieren zu lassen. Wenn Google und Facebook immer mehr an Vertrauen verlieren, ergeben sich deshalb zwangsläufig Chancen für neue alternative Social-Media-Angebote. Die werden (hoffentlich) nie die Dominanz erreichen, wie die heutigen, aber sie werden, auch in ihrer Vielfalt, wichtig werden für uns Internet-Unternehmer auf der Suche nach neuen Kunden. Unsere Social-Media-Welt wird bunter und vielfältiger werden. Es wird Suchmaschinen-Alternativen zu Google geben. Vieles vielleicht nur in Nischen aber wir sollten diese Entwicklung im Auge behalten. Hier könnten sich viele neue Chancen ergeben. Was passiert, wenn man bei Internet-Innovationen zu spät kommt, haben wir oben ja bereits erwähnt.

Das nächste Jahrzehnt wird deshalb meiner Meinung nach auch das Jahrzehnt der Communitys werden (müssen). Der Trend ist bereits zu erkennen, denken Sie nur an die wie Pilze aus dem Boden sprießenden Streamingdienste, aber er wird sich auf viele weitere Bereiche und Branchen ausdehnen.

Dieser Boom hat aber nicht nur Vorteile für diejenigen, die Communitys haben, die sie über Abonnements und ähnliches finanzieren. Spätestens, wenn es finanziell knapp wird, (was in der Krise für viele Menschen ja eine der größten Sorgen ist), sieht man sich seine Ausgaben genauer an und überlegt, welches Abo denn wirklich einen Mehrwert bietet. Der Rest wird kurz und schmerzlos gefeuert!

Wer nicht möchte, dass man ihm kündigt, muss nicht nur einmalig, sondern auf Dauer einen echten, erkennbaren Mehrwert liefern.

Sich als “Experte” branden und dann Null-Acht-Fünfzehn liefern, funktioniert vielleicht kurzzeitig ganz gut aber ein solides Geschäft wird man so nicht aufbauen können. Überlegen Sie sich schon jetzt (wenn Sie es noch nicht gemacht haben), wie Sie langfristig zu den wertvollen, unkündbaren Anbietern gehören können. Denken Sie nicht (immer nur) an den nächsten Launch, den nächsten Verkauf, den schnellen Profit. Bauen Sie sich eine echte zukunftssichere Gemeinschaft auf.

Jedes Unternehmen, dass seine eigene Community hat, bestimmt selbst, was mit seinen Daten und denen der Kunden geschieht. Das ist ein weiterer wichtiger Pluspunkt für die Zukunft. Die Menschen werden noch sensibler werden, was ihre Daten angeht. Das Vertrauen in das Internet wird gerade im Bereich Datenschutz und Privatsphäre noch weiter sinken und die großen Unternehmen haben das auch bereits erkannt.

Ein gutes Indiz hierfür sind die Pläne so gut wie aller großen Browserdienste (Chrome, Firefox, Safari, etc.) Tracking-Cookies zu blockieren. Einige haben es schon vorgemacht und selbst Google, dessen Geschäftsidee ja eigentlich darauf beruht, seine Nutzer so weit wie möglich zu verfolgen, kann (und wird) diese Entwicklung nicht mehr ignorieren. Schon heute sollen mindestens 40% des Traffics cookiebereinigt fließen. Es wird also zunehmend unmöglich die Reise seiner Kunden (Customer Journey) auf den eigenen Seiten und darüber hinaus zu beobachten und zu analysieren. Gut, wer da eine eigene Community hat!

All das wird dazu führen, dass das Internet nicht mehr so zentriert ist auf einige wenige Big-Player. Ich glaube, so etwas wie der Kauf von WhatsApp durch Facebook und die, entgegen aller beim Kauf gemachten Versprechungen, datentechnische Verschmelzung beider Dienste wird in Zukunft nicht mehr erlaubt (und vielleicht sogar wieder rückgängig gemacht) werden. Selbst den Mächtigen in den USA sind die BigTech-Firmen mittlerweile zu mächtig (und unkontrollierbar) geworden.

Heute hat man ja gar keine richtige Wahl. Wo will man hin, wenn man Google und Facebook nicht vertraut? Sein Geschäft aufgeben oder Werbeprospekte per Brieftaube versenden? Das wird sich, bestimmt nicht von heute auf morgen, aber im Laufe der nächsten Jahre ändern. Das Internet wird wieder vielfältiger, dezentralisierter, privater und anonymer werden. Mehr Anbieter, mehr Auswahl, mehr Arbeit für uns Internet-Unternehmer. Aber mit der Wahl, kommt die Qual! Haben die Menschen erst einmal eine echte Auswahl, wem sie welche Daten geben, wird das Thema Vertrauen wieder viel mehr im Vordergrund stehen. Die Menschen werden (sich und uns) wieder mehr Fragen stellen: Was macht ihr mit meinen Daten? Wie steht es mit der Datensicherheit? Mit dem Klimaschutz? Eurem Expertenwissen? Überhaupt mit dem, was ihr so alles behaupten. Da müssen wir transparenter werden und Beweise liefern.

Wenn man eines in der Corona-Zeit beobachten konnte, dann war (und ist es) die Bereitschaft von immer mehr Menschen, Meinungen, Institutionen und auch Experten in Frage zu stellen. Ein großer Teil der Corona-Maßnahmen ist daran gescheitert, dass die Menschen einfach kein Vertrauen mehr haben, nicht mehr einfach etwas glauben, nur weil es offiziell verkündet wird. Das ist nicht nur das Ergebnis des, ich sage es mal so, ein wenig unglücklichen Krisenmanagements von, ja von wem denn? Kanzlerin, Ministerpräsidentinnen, Bürgermeisterinnen, Experten? Auch hier gilt: Die Krise hat diesen Vertrauensverlust nur besonders deutlich sichtbar gemacht und vielleicht ein wenig beschleunigt aber das Grundvertrauen in unsere Gesellschaft, deren Repräsentanten und sogar die Demokratie an sich, ist schon seit Jahrzehnten im Schwinden. Nur merkt man es erst so richtig, wenn’s wie bei den Corona-Maßnahmen, wirklich darauf ankommt.

Diese vielen Skandale, Skandälchen und auch nicht zu unterschätzen, die vielen Blender und Betrüger im Alltag, dazu zählt auch das Internet, haben Spuren hinterlassen in den Köpfen vieler Menschen. Überlegen Sie einmal: Mit welcher Grundeinstellung gehen Sie durch den Alltag? Gehen Sie davon aus, dass Händler, Unternehmen, Berater und andere Menschen, die Sie (noch) nicht gut kennen, grundsätzlich vertrauenswürdig sind? Oder hat sich auch bei Ihnen mittlerweile so eine Art grundsätzliches Misstrauen gegen jeden, der Ihnen etwas verkaufen will, sei es ein Girokonto, ein Online-Kurs oder Politik, eingeschlichen?

Dezentralisierung (Blockchain) und Vertrauensverlust in klassische Institutionen (Banken) haben, gerade auch in den letzten Tagen und Wochen, eine weitere Nische regelrecht explodieren lassen. Spätestens seit PayPal angekündigt hatte, seinen Kunden auch die Zahlung per Bitcoins zu ermöglichen, steigt der Kurs der Währung wie eine Rakete. Im vergangenen Jahr hat ist der Kurs der Kryptowährung um satte 270% auf über 30.000 Dollar gestiegen und ist noch immer in einer scheinbar nicht zu stoppenden Aufwärtskurve. Erst kürzlich hat Bitcoin mit 40.000 Dollar einen neuen Rekordwert erreicht! Die US-Bank JP Morgan hält sogar einen Kurs von 146.000 Dollar für möglich.

Warum das für ins Internet-Unternehmer wichtig ist? Einerseits sind Bitcoins, spätestens seit PayPal und andere wichtige Finanzdienstleister und Anleger eingestiegen sind, Teil des Systems, wie es ein Banker ausdrückt – und damit vielleicht auch eine Geldanlage für Unternehmer. Andererseits zeigt dieser Einstieg, dass Kryptowährungen auch Teil unseres täglichen Geschäfts werden können. Wenn jemand über PayPal mit Bitcoins in einem Onlineshop bezahlen kann, sollte ein Internet-Unternehmer sich zumindest einmal schlau machen, was es mit diesen Kryptowährungen so auf sich hat, wo es Chancen gibt – aber auch wo die nicht zu verschweigenden Risiken liegen.

Auch hier gilt: Aus einer Nische ist ein nachhaltiger Trend geworden. Keiner weiß so genau, wo er hinführen wird, aber nicht dabei zu sein, kann sich später rächen.

Vieles von dem, was ich beschreibe, würde auch ohne Corona passieren aber dieser Virus hat alles enorm beschleunigt. Viele Läden haben auch schon vor Corona dichtmachen müssen, weil sie der Konkurrenz aus dem Internet nicht gewachsen waren. Das Vertrauen in BigTech im Speziellen und Händler und Unternehmer im Ganzen wurde immer weniger und auch Kryptowährungen sind nicht mehr ganz neu. Viele von den “plötzlichen” Entwicklungen hätte man voraus ahnen können (und in einigen Branchen müssen) aber noch ist für die meisten nichts verloren. Wie oben schon erwähnt: Ich glaube, dass diese Entwicklungen nicht über Nacht eintreten werden aber dieses Jahrzehnt wird interessant.

Meine Trends für 2021 – und darüber hinaus: Dezentralisierung und Vertrauen!

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